Die drei Bienenwesen und das Wachs

Bienenkönigin

oder “Weisel”, wie sie auch noch genannt wird, ist im Gegensatz zu den Arbeitsbienen etwa um die Hälfte größer und an ihrem langen Hinterleib zu erkennen. Sie ist das einzige voll entwickelte Weibchen im Bienenvolk.

Ihre Aufgabe besteht darin, für Nachkommen zu sorgen. In ihren mächtig ausgebildeten Eierstöcken produziert sie in den Vorsommermonaten bis zu 1500 Eier am Tag.

Nur ein weiselrichtiges Volk zeigt in allen seinen Lebensäußerungen das Bild eines harmonischen und geordneten Organismus. Wie lässt sich das erklären?

In den Mandibeldrüsen der Königin wird die so genannte Königinnensubstanz gebildet. Dieser Stoff wird von den Bienen begierig aufgenommen und an alle Stockgenossinnen weitergegeben. Wird er nicht mehr in ausreichendem Maße im Volk verteilt – sei es, dass die Königin zu alt ist oder im Frühjahr einfach zu viele Bienen im Stock sind, so schwindet die Harmonie und das Zusammengehörigkeitsgefühl im Volk. Der Schwarmtrieb kann sich im Volk bemerkbar machen.

Versiegt der Strom der Königinnensubstanz plötzlich ganz, weil die Königin verloren ging, so dauert es nur etwa ein bis zwei Stunden bis alle Bienen im Volk “wissen”, dass sie keine Königin mehr haben. Der Imker erkennt diesen Zustand der Weisellosigkeit am aufgeregten Summen und Heulen der Bienen. Sofort machen sich die Arbeiterinnen daran, eine neue Königin nachzuschaffen. Damit legt sich auch wieder die vorhin beschriebene Weiselunruhe.

Ist den Bienen aber die Möglichkeit der Nachschaffung genommen, weil sich zu dem Zeitpunkt keine offene Brut im Volk befindet, so entwickeln sich allmählich die verkümmerten und nur spärlich vorhandenen Eierstöcke einiger Arbeiterinnen und sie beginnen Eier zu legen. Das Volk ist damit jedoch keinesfalls gerettet. Die eierlegenden Arbeiterinnen oder Afterweisel, wie sie der Imker nennt, können nämlich nur unbesamte Eier hervorbringen und aus diesen entstehen stets nur Drohnen. Der Imker bezeichnet ein solches Volk als buckelbrütig. Er erkennt es sofort am Brutbild, welches einzelne höckerartig aufgewölbte Brutzellen aufweist.

Ein ähnliches Brutbild erzeugt im übrigen auch eine alte Königin, deren Samenvorrat erschöpft ist oder auch eine junge, die, aus welchem Grund auch immer, nicht begattet wurde. Auch sie können ja nur unbefruchtete Eier legen. Der Imker spricht dann in solchen Fällen von einer drohnenbrütigen Königin. Das Vorhandensein der Königinnensubstanz in einem normalen Volk verhindert, dass Afterweisel entstehen.

Die Königin hat wie die Arbeiterin einen Stachel, doch wendet sie ihn nur in Ausnahmefällen gegen den Menschen an.

Eine Königin kann mehrere Jahre alt werden.

Die Arbeiterinnen

Sie haben im Gegensatz zur Königin nur eine wesentlich kürzere Lebenserwartung.

Man unterscheidet hierin jedoch zwischen Sommer- und Winterbienen. Während die Arbeiterinnen im Sommer bereits nach 4 – 6 Wochen eingehen, werden die Winterbienen mehrere Monate alt.

Dieser Unterschied liegt vor allem daran, dass die Winterbienen keine Nachkommen zu pflegen haben. Die Sommerbiene arbeitet sich dagegen regelrecht zu Tode.

Im Hochsommer zählt ein Bienenvolk bis zu 45.000 Bienen. Im Winter dagegen sind es nur 10 bis 15 Tausend.

Die Arbeiterinnen sind auch weiblicher Natur, doch sind ihre Geschlechtsorgane (Eierstöcke) verkümmert. In anderen Merkmalen sind sie jedoch weit besser ausgestattet als die Königin. Das hängt zusammen mit der Vielzahl von Aufgaben, die sie im Laufe ihres Lebens zu erledigen haben, denn sie sorgen für alles. Dabei teilen sie sich die Arbeit.

Der Drohn

Sie sind die Männer im Bienenvolk.Ihre einzige Aufgabe von Natur aus ist die Paarung mit einer Jungkönigin.

Da die Paarungszeit in die Sommermonate fällt, findet man Drohnen auch nur von etwa April bis August in den Völkern.

Drohnen fallen sofort an ihrer plumpen Gestalt und an den übergroßen Augen auf. Da sie selbst keine Arbeit verrichten, benötigen sie weder Wachs- noch Futtersaftdrüsen. Auch fehlen ihnen die Sammelbeine.

Sympathisch sind die Drohnen, weil sie keinen Stachel besitzen.

Drohnen entstehen auf eine ganz besondere Weise, denn sie entwickeln sich aus unbefruchteten Eiern (Parthenogenese). Es müssen sich also keine Samenfäden mit dem Ei verschmelzen, um dessen Entwicklung in Gang zu setzen. Das bedeutet, dass die Drohnen im Gegensatz zur Mehrzahl aller Lebewesen keinen Vater haben, sie also dasselbe Erbgut besitzen, wie die Königin. Dieser Umstand muss bei der Zucht und Paarung von Königinnen berücksichtigt werden.

Der Wabenbau

Im Gegensatz zum Honig, dessen Ausgangsstoffe, Nektar und/oder Honigtau, die Bienen in der Natur sammeln, erzeugen Sie das Bienenwachs selbst. Sie errichten daraus den gesamten Wabenbau und verwenden es auch zum Verschließen der mit Honig gefüllten Zellen.

Die Baubienen hängen reglos in der Bautraube und von Zeit zu Zeit erscheint ein Wachsplättchen an den Wachsspiegeln. Diese befinden sich auf der Unterseite des Hinterleibs. Die winzigen Wachsplättchen werden mit den Mandibeln durchgeknetet und mit einem Sekret der Oberkieferdrüse vermischt. Dadurch wird es geschmeidig und eignet sich zum Bau der Zellen. Gewöhnlich entwickeln sich die Wachsdrüsen bei den Bienen erst nach dem 10. Lebenstag. Die Produktion ist bei den 13 bis 18 Tage alten Bienen am größten. Für 1 kg Wachs sind etwa 4 Millionen Wachsplättchen notwendig. Wenn die Wachsplättchen an den Wachspiegeln erscheinen, sind sie, je nach Tracht, fast weiß, erst später bekommt es durch Auifnahme von Pollenöl, einem Inhaltsstoff des Blütenpollens die typische Gelbfärbung. Im Verlauf der Bruttätigkeit gelangen eine Fülle weiterer Stoffe in das Wachs, so dass es dunkler wird.

Von Natur aus errichten die Bienenvölker ihren gesamten Wabenbau selbst. Ausgehend von einer Mittelwand bauen sie Zellen nach beiden Seiten. Die Zellen stehen dabei ein wenig nach oben geneigt. Der vollständige Naturbau ist heute in der Imkerei eher eine Seltenheit. Meist gibt der Imker den Bienen vorgefertigte Mittelwände, an denen sie nur noch die vorgeprägten Zellen auszubauen haben. Arbeiter- und Drohnenzellen unterscheiden sich im Zellendurchmesser (Arbeiter: 5,4 mm; Drohnen 6,9 mm).

Die Zellen werden sowohl als “Kinderstube” (Brutzellen) als auch als “Vorratsbehälter” für Honig und Pollen verwendet. Das Bienenvolk baut nicht das ganze Jahr über an seinem Wabenbau, sondern nur in der Zeit von etwa Mitte April bis Ende Juni. Eine Ausnahme bilden lediglich die Schwärme, die auch noch später bauen. Im allgemeinen gilt, dass die Völker besser bauen, wenn gerade eine Tracht herrscht oder wenn sie gefüttert werden. Brutwaben werden mit der Zeit im Bienenvolk immer dunkler. Das liegt daran, dass jedes Mal, wenn eine Biene schlüpft, der Puppenkokon in der Zelle bleibt.

Alte Waben, die nicht mehr im Volk verwendet werden sollen, werden nicht weggeworfen, sondern man gewinnt aus ihnen das wertvolle Bienenwachs zurück.